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Buchmarkt im Umbruch

Gabriela Schaaf / (pt)8. Oktober 2002

In Frankfurt/M. begann die 54. Internationale Buchmesse. Die Veranstalter verzeichnen einen deutlichen Rückgang bei Buchtiteln und Ausstellerzahlen. Viele verzichten wegen knapper Kassen auf den Messeauftritt.

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Kostbare Ware Buch: <br>Auch die Leser sparenBild: AP

Die Verbraucher in Deutschland halten ihre Euros zusammen. Das spürt der gesamte Einzelhandel und mit leichter Verzögerung jetzt auch der Buchmarkt: Die Umsätze gehen zurück, die Rede ist von vier Prozent. Und das vor allem im Bereich Sachbuch; der Markt für Ratgeber ist völlig zusammengebrochen. Das ist hart für eine Branche, die kleine, aber stetige Zuwächse gewohnt war.

Fusionen oder Konzentration auf das Wesentliche

Doch die Krise hat in diesem Fall auch eine hausgemachte Vorgeschichte: Jahrelang hieß die Devise: immer mehr Bücher und alle machen alles. Dabei mussten einige Verlage schließen, die im Konkurrenzkampf nicht mithalten konnten; andere mussten Schutz unter einem Konzerndach suchen. Jetzt scheint das Ende der Fahnenstange erreicht. Sigrid Löffler, Literaturkritikerin und Herausgeberin der Zeitschrift Literaturen, spricht angesichts der Reduzierung aber auch von einem notwendigen Prozess: "Es werden schlicht zu viele Bücher gemacht, auch entbehrliche Bücher, unnötige Bücher."

Weniger Bücher, aber dafür bessere?

Etliche Verlage haben das Ruder schon herumgerissen: Der S.Fischer Verlag beispielsweise hat seinen Buchausstoß in den letzten zwei Jahren um 25 Prozent verringert - mit gutem Erfolg, wie zu lesen war. Profitiert hat davon bei Fischer und anderswo nicht zuletzt das "gute Buch": Tatsächlich war es die Belletristik, Romane wie Jonathan Franzens "Die Korrekturen" und Günter Grass' "Krebsgang", die sich in diesem Jahr gut verkauften. Rückzug auf die "Kernkompetenz" heißt deshalb das neue Zauberwort: Medienkonzerne wie Bertelsmann besinnen sich wieder auf das Buch, Zeitungsverlage überlegen umgekehrt, ob sie ihre Buchtöchter behalten sollen.

Teure Buchmesse

Auch die Buchmesse bleibt von Krise und Umbruch nicht verschont: 15 Prozent weniger deutsche Verlage und Buchhandlungen haben sich für dieses Jahr angemeldet. Die hohen Stand- und Hotelkosten können viele nicht mehr aufbringen. Auch um die Besucher macht sich der neue Messechef Volker Neumann Gedanken.

Bereits letztes Jahr waren es - nicht zuletzt bedingt durch den 11. September - 15 Prozent weniger. Und hat eine neue Strategie parat: "Ich denke, wir müssen uns strategische Partner suchen, strategische Allianzen eingehen, wie wir es beispielsweise schon seit Jahren mit der Deutschen Bahn-AG beim Welttag des Buches machen".

Profile schaffen mit Länderschwerpunkten

Doch Kernkompetenz hat auch mit Profil zu tun. Das will Neumann für die Buchmesse mit der Fortführung der Länderschwerpunkte schärfen, die sein Vorgänger im Jahr 2003 auslaufen lassen wollte. Litauen ist zwar in diesem Jahr ein vergleichsweise kleines Gastland, aber schon mit Russland ist im nächsten Herbst ein publikumswirksamer Auftritt geplant. In die Zukunft weisen soll auch der Kongress "Futura Mundi", bei dem es um die Auswirkungen der Globalisierung geht. Interkulturelle Brücken der Verständigung will die Veranstaltungsreihe "Bridges for a World Divided" schlagen.

Alles in allem heißt die Devise auf dem Buchmarkt: Flexible Anpassung an die veränderten Verhältnisse. Und mancher Profi der Branche begrüßt diese Entwicklung. Denn jetzt ist Phantasie gefragt. Und Enthusiasten werden gesucht: Verleger, Buchhändler und Leser, für die das Buch wieder mehr Kulturgut als Ware ist.